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Franziska Cazanave
WIEGENLIEDER!
Claudia Garbe
Tanzperformance
Eine Tanzperformance für 5 Luftbetten, 3 Performer*innen, 8,5 Melodicas, 1 Musikerin, X Mütter*, 1 Frischeluft und 1 Sorgechor
Wiegenlieder sind ein Ritual, mit dem weltweit Eltern ihre Kinder in den Schlaf begleiten. Doch wer singt – und ist Wiegen Arbeit? Eine Tanzperformance über Mutter*schaft, Sorge-Arbeit und Privilegien. 1932 veröffentlichen Bertolt Brecht und Hanns Eisler die „Vier Wiegenlieder einer proletarischen Mutter“: Eine Arbeitermutter besingt die Phasen ihres Mutter-Seins - Schwangerschaft, Geburt, Kindheit und Zukunft ihres Kindes - und die prekären Verhältnisse, in denen sie leben. Die Wiegenlieder sind Lieder zum Einschlafen, die zugleich aufrütteln sollen - sie sind beruhigend, repetitiv, aber auch agitatorisch. Diese Dialektik wird zum Leitmotiv der Performance „Wiegenlieder!“. Im Spannungsfeld von Mutter*schaft, Klassenzugehörigkeit und Zeitgeschichte setzt sich die Arbeit aus klassismuskritischer und queer-feministischer Perspektive mit der Rolle der Mutter* und der damit verbundenen Frage nach Care-Arbeit auseinander. Heute wie 1932 übernehmen Frauen noch immer einen Großteil der Sorge-Arbeit oder delegieren sie an Dritte, um z.B. selbst einer Arbeit nachgehen zu können. Doch wie gelingen Emanzipation und Gleichberechtigung ohne die Ausbeutung Anderer? Auf der Grundlage ihrer individuellen Perspektiven auf Mutter*schaft untersuchen die beteiligten Künstler*innen und ein Laienchor die Körperlichkeiten von Müttern* und Arbeiter*innen. Sie nehmen ihre eigenen Bewegungsmuster in den Blick und experimentieren mit ideologischen und ikonographischen Bewegungen, Gesten und Posen aus dem persönlichen und dem kulturellen Gedächtnis. In und auf einer atmenden Landschaft aus Luftbetten wiegen, schaukeln und federn die Performer*innen in einem Prozess kontinuierlicher, routinierter, sich wiederholender Arbeit. Melodicas werden zur atmenden Lunge des Stückes: Die Darsteller*innen selbst sind dafür verantwortlich, ein System verbundener Instrumente zu kontrollieren, es zu „beatmen“ und bis zur Erschöpfung am Laufen zu halten. In einer dichten Klangatmosphäre aus Melodica-Sounds und einem elektronischen Puls bewegt sich „Wiegenlieder!“ zwischen Einlullen und Auflehnen, Widerstand und Kapitulation.
Choreografie: Claudia Garbe
Performance: Steffi Sembdner, Virginnia Krämer, Diana Thielen
Dramaturgie: Anja Spitzer, Margret Schütz
Chorleitung: Johanne Timm
Soundperformance: Vera Pulido
Bühne/Kostüm: Michaela Muchina
Produktionsleitung: Anna Konrad
Produktionsassistenz: Lisa Homburge
Hospitanz: Johanna Nemitz
Pr - und Öffentlichkeitsarbeit: T Gesa Rindermann
Grafik: Ingolf Watzlaw
Eine Produktion von Claudia Garbe. Unterstützt durch das NATIONALE PERFORMANCE NETZ - STEPPING OUT, gefördert von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien im Rahmen der Initiative NEUSTART KULTUR. Hilfsprogramm Tanz. Mit freundlicher Unterstützung der Uferstudios und des Theaterhaus Mitte