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THIS SPACE IN BETWEEN

Kim Bode

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Archive

THIS SPACE IN BETWEEN

Kallia Kefala

Performance

Μην μ’ αρνηθείς, να ξαναρθείς
Ζήσαμε μαζί πόνους, πίκρες, χαρές
Αν με αρνηθείς, θα μας βρουν συμφορές


Verleugne mich nicht, komm wieder
Wir haben zusammen Schmerzen, Sorgen und Freuden durchgestanden
Wenn du mich verleugnest, sind wir in Schwierigkeiten


Mimika Kazantzi: Μη μ’ αρνηθεις [Mi M’Arnitheis], 1963


Die Stimme der Sängerin Mimika Kazantzi erklingt zwischen Erzählungen und Grüßen auf den Tonbandaufnahmen der Großeltern. Sie beschwört Räume zwischen Schmerz und Ermächtigung, zwischen Deutschland, Griechenland, Bollywood, Laika und Schlager, zwischen Fließbandarbeit und kleinbäuerlichen Ökologien, Vergangenheiten und Zukünften. Bis in die 1990er Jahre waren Mixtapes eine wichtige migrantische Kulturtechnik, die Menschen und ihre Lieben an unterschiedlichen Orten der Welt miteinander austauschten. Sie enthielten Nachrichten, Musik, gesprochene Briefe, Warnungen und Träume, Sehnsüchte, Trauer und Utopien. Als transterritoriale Archive selbstgemachter Radiolandschaften und Disco-Polyphonien bilden migrantische Mixtapes einen Ausgangspunkt für die Performance This Space In Between.


Inspiriert von den Verbindungen zwischen migrantischen Erfahrungsräumen und Popmusik erkundet This Space In Between Verkörperungen des Dazwischen-Seins. Anhand von Liedern, Sounds, Gesängen, Remixen und kalkulierten Choreografien untersuchen drei Performer*innen Zustände von Bewegung und Ankommen, des Nicht-/Arbeitens und Feierns auf die ihnen innewohnenden Zwischenorte, Zwischenzeiten und Zwischensprachen. Geprägt von transgenerationalen Migrationserfahrungen in Deutschland, von queeren Musikkulturen und den Vergnügen wie Verlusten der Arbeiter*innenklasse improvisieren die Performer*innen Formen postmigrantischer Pop-Utopien. Dabei loten sie Mehrstimmigkeiten, Hybridität und Zwischenkulturen als choreografische Strategien aus, Raum zu beanspruchen und als transformative Paradigmen für gesellschaftliche und künstlerische Formationen.


Autoteile am Fließband werden zu Kühen, Erinnerungen vermischen sich. Infolge der Anwerbeabkommen zwischen der BRD und Staaten des europäischen und globalen Südens haben sich seit Ende der 1950er Jahre Millionen von Menschen auf der Suche nach Arbeit auf den Weg nach Westdeutschland gemacht. Von 1963 bis 1986 schloss auch die DDR mit verschiedenen sogenannten ''Bruderstaaten'' (u.a. Vietnam) Abkommen zur Ausbildung und Beschäftigung von Arbeitskräften in Ostdeutschland. Hände, Rücken, Augen, Beine, innere Organe - immer wieder werden die Körper der auf ihre Arbeitskraft reduzierten Menschen medizinischen Kontrollen und rassistischen Interventionen unterzogen. Doch die Hände waren auch zärtlich, haben geliebt, gespielt, geschaffen und gekämpft, nicht nur gearbeitet. Was oft unsichtbar gemacht wurde und wird, ist wie Generationen von Einwander*innen postmigrantische Kulturen, Politiken und Formen des Zusammenlebens geschaffen haben, die die deutsche*n Gesellschaft*en prägen.


Im Hof der Uferstudios, einer mit Spuren schwerer körperlicher und mechanisierter Arbeit aufgeladenen Architektur, entsteht mit This Space In Between ein Raum an der Schnittstelle von Performance und Musik, Dokumentation und Spekulation. Der Industriehof verwandelt sich in einen ständig entstehenden Raum, an dem Welten aufeinandertreffen. In einem steten Aushandlungsprozess um Nähe und Distanz bewegen sich Performer*innen und Publikum auf derselben (Tanz)Fläche. Die Bühne löst sich auf und mit ihr möglicherweise die Gewohnheiten betrachtender, hierarchischer und rassifizierender Blicke.


Polyphone Gesänge im Balkan- und Mittelmeerraum sind eine Praxis des Zusammenlebens, Feierns, sich Sehnens und Trauerns. Die Klänge verschiedener Stimmen ertönen gleichwertig zu den Melodien von Vögeln, Pflanzen, Wasser oder Wind. Zusammen erzeugen sie ein Ökosystem, eine Landschaft. Polyphonie heißt auch, wenn ein*e Sänger*in gleichzeitig unterschiedliche Töne singt, eine Art Widersprüche und multiple Zugehörigkeiten auf der Zunge zu tragen. This Space In Between erprobt Polyphonie in ihrer politischen Bedeutung als Idee des Zusammenlebens und als performative Praxis, die Körper miteinander verbindet.

Postmigrantische Pop-Utopie, wie klingt sie? Werden wir dazu tanzen können?


Dauer: ca 60'

Konzept, Regie, Performance: Kallia Kefala 

Performance: Minh Duc Pham, Katerina Papachristou 

Komposition, Live Musik: Katerina Papachristou 

Künstlerische Mitarbeit, Outside  Eye: Sylvester Röpcke 

Kuratorische Begleitung und Recherche: District* (Suza Husse, Joe Ekenhorst, Promona Sengupta) 

Kommunikation:  District* 

Soundscapes: Kim Bode 

Künstlerische Produktionsleitung:  Martina Neu 

Technische Leitung: Cécile Perrot 

Kostümmitarbeit: Aleix Llussa Lopez


Gefördert vom Fonds Darstellende Künste aus Mitteln der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien im Rahmen von NEUSTART KULTUR.

30. Juni 2023

With kindly support of

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Uferstudios

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