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SELF//REGULATION

Federica Teti

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SELF//REGULATION

Kuhlmey & Mädler

Tryout


Es ist möglich, unter Regeln eine Art von Reglementierung zu verstehen, die im Grunde nichts anderes ist als Zwang. Oder Vereinbarungen, die ein Spiel erst ermöglichen. Oder Steuerungsvorgänge, wie sie sich in der Natur und anderen Systemen abspielen. Das Wort System steht für eine Ansammlung von Elementen, die auf dynamische Weise miteinander in Beziehung stehen. Eine Volkswirtschaft ist ein System, der Feierabendverkehr in einer Stadt ist ein System, die Stadt selbst ist ein System. Ein Wald ist ein System, ein Vogelschwarm ist ein System, ein Meer ist ein System. Der Mensch ist ein System, die Zelle in seinem Körper ist ein System. Positive Rückkopplungsschleifen sind Verbindungen, die vergrößern und verstärken, was geschieht. Negative Rückkopplungen wirken ausgleichend und verhindern, dass ein System aufgrund einer andauernden Verstärkung explodiert oder implodiert. Aus ihrem Tanz entwickelt sich das Verhalten des Systems – und dieses ist oft unvorhersehbar. Ein dynamisches System kann plötzlich von einem Zustand zum nächsten übergehen. Eine solche Veränderung breitet sich in alle Richtungen aus.


Die Installation Self//Regulation stellt sechs verschiedene Schalt- und Regelmechanismen bereit, mit denen die Besucher*innen Texte, Klänge, Video- und Lichtstimmungen auslösen, zueinander in Beziehung setzen und auf diese Weise Kommunikations- und Rückkopplungsprozesse gestalten können. Ihre Regelentscheidungen verstärken oder minimieren inhaltliche, klangliche und emotionale Tendenzen, forcieren Wechselwirkungen und verweben Struktur und Zufall immer wieder neu zu einem ästhetischen Werk.




PROJEKTBESCHREIBUNG

Die Kybernetik beschäftigt sich seit den 1940er Jahren mit der Steuerung und Regelung von komplexen Systemen. Dabei ist keine zentrale Gesamtsteuerung gemeint – diese scheint in hochkomplexen Systemen auch eher unmöglich –, stattdessen wird nach Kommunikations- und Rückkopplungsprozessen innerhalb von Systemen gesucht, die diesen ein hohes Maß an Selbstregulierung erlauben. Diesen Ansatz greift die Installation Self//Regulation künstlerisch auf und stellt den Besucher:innen sechs Schalt- und Regelmechanismen bereit, mit denen sie Texte, Kompositionen und Stimmungen auslösen und darüber verschiedene Kommunikations- und Rückkopplungsprozesse erfahren und gestalten können.


Die Texte basieren auf aktuellen ökologischen und ökonomischen Reformideen im Umgang mit dem systemischen Problem der Klimakrise: Auf ihren jeweiligen Beschreibungen des „IST-Zustandes“ und den verschiedenen Vorschlägen und Visionen für einen möglichen „SOLL-Zustand“. Auf grundsätzlichen Fragen, die sich auf die Rolle des Individuums, des Staates und der Wirtschaft, auf Handlungsmöglichkeiten und -grenzen, auf Machtverteilung im lokalen wie globalen Raum, auf den Dualismus Markt versus Staat und Freiheit versus Gemeinwohl beziehen.


Kompositionen und Soundcollagen werden, ebenso wie die Texte, in einem 8-Kanal-Lautsprechersetup wiedergegeben. Die Kompositionen entstanden aus einem Wechselspiel von Zufall und Regeln, ähnlich einem kybernetischen System, ohne klassisches Kompositionsverfahren, nur noch das erklingende Instrument wurde dezidiert ausgewählt. Den Soundcollagen liegen Fieldrecordings zu Grunde, die nach mathematischen Prinzipien kombiniert und dann ebenfalls mithilfe von Effekten im Spannungsfeld von Zufall und Regel nachbearbeitet wurden. Ein im Raum platziertes Mikrofon verklanglicht die Rückkopplungseffekte, kontrolliert durch einen automatischen Regelmechanismus.


Ob durch schlichte Anwesenheit oder überlegte Entscheidung: Das Zusammenspiel aus Kompositionen, Texten, Licht und Video und die damit einhergehenden Rückkopplungseffekte werden in der Installation durch die Entscheidungs-, Kommunikations- und Regelprozesse der beteiligten Besucher:innen ausgelöst. Die Besucher:innen selbst sind dabei Teil des Systems und verstärken oder minimieren inhaltliche, klangliche und emotionale Tendenzen, sie stellen Beziehungen her, forcieren Wechselwirkungen und verweben Struktur und Zufall immer wieder neu zu einem ästhetischen Werk.




KONZEPT | KÜNSTLERISCHE LEITUNG | REGIE: MATTEF KUHLMEY | PEGGY MÄDLER

MUSIK | LIVE-KOMPOSITION | SOUNDPROGRAMMIERUNG: MATTEF KUHLMEY

TEXTE: PEGGY MÄDLER

KÜNSTLERISCHE MITARBEIT | ASSISTENZ: ANASTASIJA BRÄUNIGER

LICHTDESIGN | TECHNISCHE LEITUNG: VITO WALTER

MOVING IMAGES: KONRAD HEMPEL (IXA) | HENRIKE KOCHTA (DUESTERGOLD)

VIDEODOKUMENTATION: KONRAD HEMPEL (IXA)

SPRECHER*INNEN TEXTAUFNAHMEN: ANASTASIJA BRÄUNIGER | CLAUDIA GRAUE | HANNES SCHUMACHER

ELEKTRONIK | SENSORIK: PER SALZWEDEL (FLAME INSTRUMENTS)

M4L PROGRAMMIERUNG: ROBERT JUNGE

HOLZKONSTRUKTIONEN: MAX BRITZWEIN

GRAFIK | PROJEKTDOKUMENTATION: FEDERICA TETI

PRODUKTIONSLEITUNG | DRAMATURGIE: CHIARA GALESI



Die Installation Self//Regulation wurde gefördert vom Fonds Darstellende Künste aus Mitteln der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien im Rahmen von NEUSTART KULTUR. #TakeAction #TakeThatNeustart

4. Sept. 2021

With kindly support of

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Theaterhaus Berlin Schöneweide

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