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Der Kaufmann von Venedig | nach Shakespeare
R. M. Productions - Peter Glockner
Menschliches Fleisch und Geld werden 1575 in Venedig ständig gegeneinander ausgetauscht. Personen werden zum Gegenstand finanzieller Spekulationen gemacht. Menschen sind zur Ware geworden, zu einem Tauschwert wie alles andere. Kapital soll Kapital erzeugen. – Ein Wandel vom Grundbesitz zum Geldkapital bringt eine radikale Veränderung des sozialen Begriffs mit sich. Da in einer handeltreibenden Gesellschaft die soziale Macht vom Geld abhängt, wandeln sich die Machtverhältnisse auch ständig.
Venedig ist eine Welt, in der äußerer Schein und Realität nicht zusammenpassen. Doch Venedig ist nicht einfach eine Handel treibende Gesellschaft, es ist auch eine Stadt, die von Gruppen mit unterschiedlichen Gepflogenheiten bewohnt wird. Nichtjuden und Juden zum Beispiel, die einander nicht als Bürger betrachten, aber sich tolerieren müssen, weil beide für das Wohl der Gesellschaft unentbehrlich sind. Und diese Toleranz wird durch die Gesetze des Staates erzwungen. Antonios Darlehen für Bassanio, das er sich bei dem Juden Shylock leiht, der seinerseits wieder ein Pfund Fleisch bei nicht zeitgerechter Rückzahlung verlangt, wird zum Beispiel nicht als geschäftliche Transaktion, sondern als Akt der Liebe behandelt. Und so wird Shylock bei seinem Bemühen Antonio eine Lehre zu erteilen zu seinem groteskem Doppelgänger.
"Der Kaufmann von Venedig" ist aber auch eine Liebesgeschichte, eben die Geschichte eines Kreditgeschäftes und ein Prozess. Es beschreibt die drei wichtigsten Codes über die sich die moderne Gesellschaft organisiert: das Geld, das Recht und die Liebe. In Shakespeare’s Stück werden diese Codes parallelisiert und aufeinander projiziert. Mit diesen drei Codes geht Peter Glockner radikal um, lässt sie gegeneinander laufen, sich gegenseitig bedingen, und gleichzeitig auch wieder auflösen.
Regie/Raum: Peter Glockner
Choreografie: Liz Erber
Bühne: N.N.
Mit: Olivia Beck, Andrea Bienkowski, Patricia von Miserony, Stephanie Ott, Laura Schulze, Martin Radecke, Bernd Raucamp, Markus Riexinger, Gianni von Weitershausen
30. Jan. 2019
Uferstudios