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Uwe Neumann
Helena - Plädoyer für eine Schlampe
Georgette Dee
Die schönste Frau der Welt zu sein ist wirklich kein Spaß. Die schönste Frau der Welt gewesen zu sein ist schlichtweg eine Katastrophe. Jetzt redet sie. Als sie jung war, war sie Spielball der Männer, die sie umschwirrten. Jetzt darf die Göttliche nicht sterben und lebt ewig auf der Hinterbühne des Welttheaters. Sie ist einsam, unsterblich einsam. Sie verließ ihren Mann und folgte Paris, ihrer großen Liebe. Doch ein Mythos darf nicht lieben.
Aus der Sicht der schönsten Frau der Welt blickt sie zurück auf einen Krieg, der von Männern um Macht und Reichtum geführt wurde, und auf eine Karriere, von der nicht mehr geblieben ist als Einsamkeit und eine Kiste voller Erinnerungen: Als Star verehrt wie vermarktet, als gefallene Diva gebannt im Bild, das die öffentliche Meinung von ihr zeichnet. Mit Witz und Ironie entlarvt sie die Mechanismen Ruhmhungriger und Geldgieriger.
Sie ist schuld am berühmtesten Krieg der Geschichte. Sie ist ein Mythos. Sie ist eine Massenvernichtungswaffe. Aber jetzt erhebt sie die Stimme und fordert Gerechtigkeit. Es wird ihr Tribunal, das große Schlampen-Tribunal. Das Publikum – das sind ihre Geschworenen! Die Story ist bekannt: Der Terrorakt, der den Trojanischen Krieg auslöste, bestand darin, dass Prinz Paris dem spartanischen König Menelaos die Frau ausspannte. Diese Frau war keine Geringere als Helena, Tochter des Zeus und die schönste Frau der Welt. Es ist diese schöne Helena, die in unserer Erinnerung weiterlebt als die Schlampe, um derentwillen Troja nach zehn schrecklichen Jahren der Belagerung untergehen musste. So sagt die Geschichte. Doch wer schreibt die Geschichte?
Vom Alkohol und der Ewigkeit gezeichnet, ergreift die alternde Diva Helena das Wort, um ihre Version der Ereignisse zu erzählen: Ein Gesang von Liebe und Vergänglichkeit, von lächerlichen Heroen und geilen Göttern ohne Gnade. Ein musikalischer Monolog im freien Fall!
Mit: Georgette Dee
Text: Miguel del Arco
Deutsche Fassung: Wolfgang Seidenberg, Miriam Smolka
Musik: Terry Truck
Ausstattung: Merit Fakler
Regie: Elias Perrig
Eine Produktion von Theater Wahlverwandte in Zusammenarbeit mit dem Renaissance-Theater Berlin
15. Okt. 2015
18:00
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