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"ZUKUNFT DER KULTUR IN BERLIN – AUF DER KIPPE?"

16.06.2023 | Offener Brief der Zusammenschlüsse der Berliner Kultur

Ein lebendiges Kunst- und Kulturleben macht Berlin aus, in der  internationalen Wahrnehmung wie im Kiez. In Berlin interagieren große  Institutionen, Theater, Museen, Konzerthäuser und Clubs mit freien  Künstler*innen, internationale Gäste mit lokalen Kiez-Akteur*innen,  Museen und Opernhäuser mit soziokulturellen Trägern, Bibliotheken und  der Amateurkultur. Diese Vielfalt und Vernetztheit ermöglichen  kulturelle Teilhabe für Berliner*innen jeden Alters, Einkommens und  Herkunft. Kulturwirtschaft und Tourismus profitieren von der  Ausstrahlung der Stadt und ihrer vielfältigen Kulturangebote. Dass die  Berliner Kultur mit ihren vielen Leuchttürmen und weltweit bekannten  Künstler*innen regelmäßig in internationalen Medien präsent ist und  hunderttausende Besucher*innen jährlich anzieht, liegt an diesem  einzigartigen Kulturökosystem, das weltweit seinesgleichen sucht.

Für dieses Kulturökosystem stehen aktuell nur 3% des Gesamtvolumens  des Berliner Haushalts zur Verfügung, gemessen an der Bedeutung der  Kultur für die Stadt ist das verschwindend gering. Vor dem Hintergrund  von Pandemie-Folgen, Inflation, gestiegenen Energiekosten und Mieten und  der angespannten Haushaltslage steht die Berliner Kultur aktuell erneut  auf der Kippe. Und ein Ökosystem – das verstehen wir mittlerweile aus  anderen Zusammenhängen – ist nicht so leicht wieder aufzubauen, wenn es  erst einmal zerstört ist.

Die Krise bezahlbarer Wohn- und Arbeitsräume in Berlin eskaliert.  Präsentations- wie Arbeitsräume jeder Größenordnung leiden unter einem  massiven Anstieg ihrer Fixkosten. Das Durchschnitts-einkommen von freien  Künstler*innen liegt weiterhin knapp unter 20.000 Euro jährlich. Faire  Arbeitsbedingungen im Kulturbereich sind auch an großen Institutionen  abhängig vom Ausgleich der Inflation bei Honoraren und Gehältern.  Während die Hilfsprogramme der Pandemie-Zeit enden, sind die  Auswirkungen für die Kulturlandschaft noch lange nicht vorbei. In den  kommenden zwei Jahren wird sich entscheiden, ob Kunst und Kultur in  ihrer jetzigen Qualität, Vielfalt und Attraktivität die Pandemie und  ihre Folgen überleben.

In ihrem Koalitionsvertrag haben sich die Regierungsparteien CDU und  SPD dazu bekannt, die Berliner Kulturszene in ihrer Vielfalt und  Freiheit zu schützen. Sie beabsichtigen, Künstler*innen und  Einrichtungen durch eine bessere Absicherung für die Zukunft und  künftige Krisen resilienter zu machen. Zudem bekennt die Koalition mit  dem neuen Ressortzuschnitt “Kultur und Gesellschaftlicher Zusammenhalt”,  dass sie eine vielfältige Kulturszene als essentiell für unsere  Demokratie und das gesamtgesellschaftliche Ganze erachtet.

Diesem Bekenntnis kommt eine außerordentliche Bedeutung zu.

Wir – die Vertretungen der Berliner Künstler*innen und  Kulturakteur*innen an den Institutionen und in der Freien Szene –  appellieren mit größter Dringlichkeit an den Berliner Kultursenator Joe  Chialo (CDU), Bürgermeister Kai Wegner (CDU) und Finanzsenator Stefan  Evers (CDU), sowie die gesamte neue Regierung von Berlin, die  Kulturlandschaft in ihrer vollen Breite und Vielfalt zu sichern!

Die begrüßenswerten Ziele im Koalitionsvertrag sind nicht mit  Sparmaßnahmen zu erreichen. Speziell die freien Projekte und  Akteur*innen müssen dringend gestärkt werden. Während der Pandemie-Krise  hat neben dem Bund vor allem das Land Berlin mit viel Engagement und  Kapital dafür gesorgt, dass Künstler*innen, Kunst und Kultur nicht  untergegangen sind.

Machen Sie diesen gemeinsamen Erfolg von Politik und Kultur nicht  durch Sparmaßnahmen wieder zunichte. Was kaputtgespart wird, ist kaputt.  Resiliente Strukturen einer lebendigen Kulturlandschaft kosten aktuell  ein wenig mehr Geld, sind aber perspektivisch unbezahlbar viel wert.


Kontakt für Presserückfragen:


Zoë Claire Miller (bbk berlin)
Franziska Werner (Rat für die Künste Berlin)
Janina Benduski (LAFT Berlin)


zu erreichen unter offenerbrief@laft-berlin.de


Der Offene Brief kann weiterhin sowohl von Zusammenschlüssen  und Verbänden als auch von Einzelinstitutionen unterzeichnet werden. Unterzeichnungen mit Nennung von Organisation/Institution und den unterzeichnenden Personen bitte an presse@bbk-berlin.de


Wir bitten um Verständnis, dass eine Unterzeichnung von Einzelpersonen zum jetzigen Zeitpunkt nicht geplant ist.

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